Erfahrungsbericht: Clownworkshop hat Konsequenzen…

Am letzten Clown-Workshop erlebte ich einige spannende Verwandlungen.
Eine Teilnehmerin wollte nach dem ersten Vormittag die Gruppe verlassen, weil sie an ein inneres Gefühl von: immer muss ich machen, was andere mir sagen – kam. Sie wollte jetzt endlich über sich selbst bestimmen und entscheiden, was sie wirklich möchte und darum den Workshop verlassen können, wenn sie es wollte.

Wir sprachen ein wenig über dieses Gefühl und ihre Erfahrungen damit. Dabei entdeckte sie ein weiteres Gefühl, warum sie den Workshop verlassen wollte: Sie hatte sich nämlich bisher immer abgrenzen müssen, wenn sie unsicher war und nicht wusste, was in Beziehung mit anderen Menschen auf sie zu kam. Und genau solch eine Situation hatte sie ja gerade auch im Clown-Workshop..

Selbstverständlich stellte ich es ihr frei, zu gehen und für sich die richtige Entscheidung zu treffen.
Ich bot ihr allerdings auch die Möglichkeit an, genau mit diesem Thema auf der Bühne im Spiel mal auszuprobieren, wie sie sich erlebt, wenn sie einen anderen Menschen zurückweist und sich von Beziehung distanziert.
Tatsächlich ließ sie sich auf dieses Spiel mit den Clownnasen ein. Zunächst agierten die beiden Spielerinnen in einer normalen Szene, in der die Eine Kontakt suchen sollte und die Andere ihren Impulsen von Zurückweisung und Selbstbestimmung folgen wollte. Schnell kamen die Beiden zu einem Höhepunkt, in dem eine Spielerin mit ihren Angeboten ins Leere lief, weil die andere Spielerin die Angebote zurückwies oder ignorierte. Das klassische Rollenspiel hatte sein Ende erreicht und die An-Spannung im Nichtzusammenkommen war sehr intensiv, auch für uns Zuschauer zu spüren.
Jetzt sollten die Beiden auf der Bühne den Menschen ausatmen und mit dem Einatmen die eigene Clownin in sich einladen. Ab jetzt war nur noch Laute machen, Atmen und Körperimpulsen folgen angesagt.
Und das Spiel bekam eine neue Direktheit und Spannung, weil die Clowninnen nun auch Emotionen darstellten. Wut, Hass und Traurigkeit, Verletztsein und Hoffnungslosigkeit wurden mit Körper und Stimme gespielt. am Ende verließ die ablehnende Clownin trotzig und eisig die Bühne und die Angebote machende Clownin blieb alleine und hilflos stehen.

Wir besprachen dieses spannende Spiel und hörten, wie es den beiden Spielerinnen in ihren Rollen ergangen ist. Das Publikum gab den Beiden ihr eigenes Erleben der Szene als Dankeschön für das mutige Spiel zurück.
Und ein verblüffendes Ergebnis kristalisierte sich heraus: Die abweisende Clownin hat sich das erste Mal in ihrem Leben machtvoll gefühlt! Nicht mehr klein und unterlegen. Sie hat ihren Einfluss, ihre Macht wahrgenommen, wenn sie nein sagt. Und gleichfalls hat sie wahrgenommen, dass sie diese Art von Macht weiter einsam bleiben lässt.
Nach diesem Spiel entschied sie ganz bewusst, mit uns den Workshop weiter zu erleben. Das Wochenende begleitete sie ihr Thema von selbst Verlassen und sich verlassen fühlen. Sie hatte noch weitere bahnbrechende Spielszenen, die ihr neue Aspekte im Weggehen und Nicht-bleiben-können offenbarten. Am Ende des Workshops erkannte sie, dass sie sich selbst bremst, wenn sie dem Anderen unterstellt, dass der Schuld daran hätte, wenn sie nicht  in ihre Kraft komme. Und sie entschied, jetzt regelmäßig zum Theater spielen zu kommen, weil sie sich nicht mehr länger von sich selbst abschneiden wollte, sondern im Spiel noch viel mehr erfahren möchte, wie Kontakt für sie richtig ist und wie nicht.
Die zweite Spielerin erlebte Spannendes mir ihrem inneren Thema von Nicht-beachtet-werden. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr.

Ein Gedanke zu „Erfahrungsbericht: Clownworkshop hat Konsequenzen…

  1. Pingback: Clownworkshop – Beziehungen heilen – GuT Theater | Alleins e.V.

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