Schöner schuften ! Erfahrungen auf der Baustelle

Schöner schuften !
 
Ja, ich hab`s auch schon getan.
Neulich habe ich auch  geholfen beim Ab- und Umbau: 
energiegeladen, wild und entschlossen. Da wurde nicht lange
gefackelt, die Wände habe ich niedergerissen, den Schutt, Drahtgeflechte und
superschwere Metallstützen habe ich tonnenweise nach unten auf den Hänger
und ganz fiese Dämmplatten säckeweise in die Garage geschleppt. Das
war schon anstrengend, auch wenn ich das alles, das gebe ich zu, nicht ganz
alleine gemacht habe.
Abends dann mit stabilem Kreislauf und vom vielen Treppensteigen totmüde, aber glücklich,
ins Bett gefallen.
Dann aber, am nächsten Morgen, der Schock! Bei der Lektüre einer nur zu berechtigten
Mail-Anfrage einer ebenfalls tatendurstigen Hilfswilligen: Was kann ich morgen tun und
 
                                               WAS ZIEHE ICH AN ?

 
Mein Gott, daran hatte ich gar nicht gedacht; ich hatte losgelegt, einfach so, kein
Gedanke an die Kleidungsetikette. Voll naiv ! Das muß für die anderen schon unangenehm
gewesen sein, mich da gedankenlos und übereifrig durch die Räume hetzen zu sehen-
ohne Rücksicht auf das äußere Erscheinungsbild.
Ermutigt hat mich, daß ich gleichwohl nicht ausgegrenzt wurde, kein tadelnder Blick, schon
gar kein böses Wort. Eher ein stummes Ertragen.  Das rechne ich allen hoch an.
Und : ich will`s nicht wieder tun. Also unvorbereitet, die Kleidung…ihr wißt schon. Morgen
wird man`s schon sehen können, das ich mir etwas überlegt habe.
Sollte ich wieder in den Staub geschickt werden, ziehe ich meine Stiefel aus Schlangenleder an,
vielleicht , bisher hatte mich das gar nicht so genau interessiert, ist es sogar , das wäre der Hammer,
Sandviper- das würde passen, da kann niemand rummeckern.
Wenn Arbeiten in der Kanalisation anstehen: kein Problem, da tuts wahrscheinlich mein tiefblaues
Vlieshemd- passt auch irgendwie, finde ich. Ich sehe mich schon durch die Kanalisation flutschen.
     Wahrscheinlich drehe ich, für den Anfang muß das auch mal gestattet sein, den Spieß einfach um:
passend zu meiner Kleidung suche ich mir eine nützliche Tätigkeit- für morgen habe ich schon mal
meine Badehose rausgelegt. Die wird vorher gebügelt, aber auf niedriger Stufe, ist klar, wegen
der Kunststoffanteile. Wenn´s also am Whirlpool die Temperatur zu regeln oder der Wasserhahn in der
Küche zu polieren wäre, also da könnte ich wohl Anspruch drauf erheben, daß ich dann…
                 Okay, ich bin kein Mode-Zar, aber ab jetzt werde ich mir Mühe geben. Also bis morgen
und schön chic machen! Ich will nicht enttäuscht werden!
 
Uwe

Ein Gedanke zu „Schöner schuften ! Erfahrungen auf der Baustelle

  1. Was ziehe ich an? 2.0.
    Nach sechs stunden schuften und streichen im Alleins, stelle ich fest dass das konzert in der Glocke eine halbe stunde früher beginnt als ich dachte; keine zeit nach hause zu fahren um mich umzuziehen!
    Eine fast saubere, hellgraue jeans habe ich, und die passt einigermassen zu den schweren grauverstaubten baustelleschuhen, aber ich bin verschwitzt, fühle mich dreckig und bin alles andere als parfümiert.
    Ich radle dahin um rechtzeitig meine karte abzuholen, mit der hoffnung einer der mirbekanntenmusiker könnte mir was anzuziehen ausleihen, aber sie sind alle beschäftigt mit instrumenten stimmen, sich schminken oder sich vor dem auftritt zu sammeln.
    Ich renne nach unten zur garderobe und fange an die schichten auszuziehen: das farbgefleckte schwarze vlies, (mit besonders grossem weißen fleck über der rechten brust), das nicht mehr weiße hemd das ich schon mehrmals zum streichen angehabt habe, und nun bleibe ich da in einem königsblauen funktions t-shirt das als schweißfänger gedient hat, komplett mit loch aber mit nur wenigen kleinen weißen flecken stehen. Ich stopfe das loch und ein paar flecken in die hose, und nehme den lift hoch zum balkon.
    Der saal ist glücklicherweise nicht voll und ich suche mir einen platz wo rechts und links von mir keiner sitzt. Ich nehme die merkwürdigen klumpen die aus dem kurzärmligen t-shirt hervorkommen wahr und erkenne sie als muskeln die gestern gar nicht existiert haben. Ich streife meine steifen haare und befürchte eine staubwolke aufzuwirbeln. Als ich mein ohr kratze, fällt mir ein ohrringgrosser punkt weiße farbe in der hand. Ich versinke tief in den stuhl und fange wegen der klimaanlage zu frieren an. Noch nie hat Bach mich weniger erreicht. Nach fast einer stunde ist die pause endlich gekommen, und ich täusche einen husten vor um schnell aus den saal zu kommen und die treppe zur garderobe nach unten zu rennen. „es geht nicht“ flüstere ich der in saubere uniform gekleidete garderobenfrau zu, und hole meine fahrradtasche voll zusammengerollter arbeitsklamotten zurück.
    Im tempo allegro radel ich nach hause, unterwegs ausgeschimpft von einer frau mit hund wegen meinem rotampelmissachtenden fahrstil, und springe unter die heiße dusche. Prestissimo hüpfe ich in einen kurzen, engen rock, stopfe perlen in die ohrlöcher, ziehe eine schicke jacke an und radel con fuoco zur Glocke zurück – rechtzeitig für den schlussapplaus. Cool beglückwünsche ich den kollegen und plaudere über die vorstellung beim sektempfang. Der dirigent kommt auf mich zu, bedankt sich dass ich zum konzert gekommen bin und macht mir ein kompliment über meine schöne jacke und wie sehr diese königsblaue farbe mir steht!! Die Musik ist schon längst verklungen, aber der frischgestrichene raum im Alleins wird lange strahlen!

    renée

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