Kuscheln ist Selbstermächtigung – Erfahrungen

Seit Langem war ich gestern wieder mal beim Kuscheln. Es waren einige bekannte Gesichter da und auch neue Menschen, die das erste Mal zum Kuscheln kamen.

Auch Marienkäfer kuscheln…

Ich fühlte mich wieder etwas unsicher, weil auch ich mich einschwingen muss auf diese neue Gruppe. Bei den Neuen hatte ich das Gefühl, dass sie ganz besonders abwarten und beobachteten, was im Bistro passierte, dort, wo alle erst mal saßen und warteten, wie der Abend wohl weiter gehen würde.

Und dann gingen wir in den Kuschel-Raum. Im Kreis hat jeder erst mal einen Namen genannt und, wenn er wollte, was ihn oder sie hertreibt. Da war auch ich schon lockerer, denn jetzt hatte ich jeden schon mal kurz sperchen gehört. Aha, die anderen sind auch nur ganz gewöhnliche Menschen mit Unsicherheit und auch mit Neugierde.

Der Aufwärmteil war ganz feinsinnig, vielleicht haben die Neuen diese Energie mitgebracht.Vorsichtige Nähe und Distanz wurde ausprobiert.
Hier sind die Spielregeln anders. Nur wie anders? Mit meinen Masken aus der Gesellschaft kann ich hier nichts werden. Die ziehen nicht, bei mir, bei den anderen, sie kommen gar nicht zum Zuge. Neuland. Neues Land muss ich betreten.
Und ich kenne mich doch dort noch gar nicht aus…

Und dann beim Kuscheln, war es lange ganz still. Kaum jemand hat sich bewegt. Als wären alle ganz froh, nichts tun zu müssen, was die Kursleiterin auch immer wieder betonte: komm erst mal an, fühle dich mit DIR wohl. Du musst gar nichts machen. Genieße einfach. Sie weiß offensichtlich, wie sich diese Energien ausbreigen, dieses wohlige innere Leuchten, die Leichtigkeit und Freude, die im Körper entsteht, wenn die Endorphine frei werden und den Körper mit Glücksgefühlen fluten.

Es muss nichts passieren. Aha. Ach ja. Genau, so war das auch. Ich mach nichts, und trotzdem!! Alles fließt in mir, Erfüllung, seeliges Schweben.

Selbstermächtigung. Das geht mir durch den Kopf. Ich spüre es in mir, ich erlebe es in den Körperantworten meiner Kuschelpartner. Sie tun, oder tun nichts, weil genau das jetzt aus ihnen, aus mir, so direkt heraus fließt.
Wenn nichts herausfließt, ist alles gut so, alles stimmt gerade in mir. Oder: da ist eine Angst in mir, eine Maske, die ich noch aus der Gesellschaft mitgenommen habe.
Ich kann das fühlen und erkennen. Die Maske einfach so sein lassen, ja, das ist sie, die kenne ich schon. Weiter fühlen. Und, wenn ich will und es reif ist, kann ich sie überwinden, diese Maske. Keiner kennt mich, keiner fragt mich, wer ich bin oder was ich will. Alle wollen nur das Eine: diese Endorphine in sich selbst spüren.
Also lasse ich meinen Körper etwas mehr frei. Ich kuschele mich enger an den Rücken des Mannes vor mir. Soo schön, einfach nur da zu liegen und zu fühlen.

Selbstermächtigung! Ein großes Wort für diese unscheinbare Sache. Mal bewege ich meine Hand spürend über einen Rücken, mal fühle ich nur die Wärme des Anderen in mich einströmen.
Und es ist so pur, ich bin auf mich geworfen, so pur, wie nur selten im Leben. Was fühle ich? Wo fühle ich es? Was will es mir sagen? Mehr Selbstführsorge anmahnen, also größere Distanz einnehmen? Mal alten Schmerz fühlen von Mangel an allem, was ich selbst bin? Auch Tränen sind Selbstermächtigung! Endlich kann ich fühlen, was sooo lange gefehlt hat! Und jetzt ist es da! Das tut erst mal weh…

Andere sind vorsichtiger. Sie trauen sich vielleicht nicht so viel. Sie liegen auf der Sicherheitsinsel, die extra dafür vorgesehen ist.
Aber auch die eine von ihnen, und dann auch die andere, kommt auf das Mattenlager zu allen. Dann sehe ich sie aus dem Augenwinkel mit einer anderen Frau etwas am Rand liegen. Sie machen auch nicht viel, Distanz, und doch Hände, die sich berühren, vorsichtig erkunden. So vermute ich, dass es ihnen auch gut geht und bin wieder mit mir. Das höre ich auch am Ende raus, als sie in der Abschlussrunde entspanntes Feedback geben.

Und dann geht alles zu Ende. Time to say goodbye.

Im Abschlusskreis sitzen wir zusammen, reichen Weintrauben und Nüsse von einem zum Anderen. Aber sie werden kaum gegessen, alle scheinen sehr satt zu sein. Satt an Nähe, Geborgenheit, voll mit den eigenen Endorphinen. Glatte Gesichter strahlen in die Runde, wie mit dem Bügeleisen geglättet ist wirklich jeder Kuschler um knapp 10 Jahre verjüngt! Auch die beiden vorsichtigen Frauen sind glattgebügelt und sehen entspannt offen aus, so klingen sie auch, als sie sprechen.
Aha. Kuscheln ist ein Öffner. Für Herz und Gefühl, für Selbstliebe und für die Liebe im Anderen. Jah, so erlebe ich es auch immer wieder in mir.

Und ich? Ich bin wieder mal, auch dieses Mal, tief berührt. Freude und Schmerz mischen sich. Freude, weil es so leicht sein kann, mit mir verbunden zu sein und ICH zu sein, für mich zu sorgen, immer noch ganz erfüllt mit den Glückshormonen in meinem Körper.
Und Schmerz, weil diese Kuschel-Endorphine, die nur in der Horde, in der Gemeinschaft entstehen, so oft fehlen. Jeder ist mit sich beschäftigt und „zu“ für andere und besonders für sich und die eigenen Bedürfnisse. Das tut weh, diesen Mangel wieder zu fühlen, genau dann, wenn ich und viele andere gerade so offen für sich selbst und die Nähe miteinander waren.

Und es ist ein feiner, erlösender Schmerz, denn die Erfüllung ist ja gleichzeitig da! Beides darf fließen und sich ineinander erlösen.

Kuscheln als Selbstermächtigung! Was Mensch dabei alles in sich befreien kann, ist nicht in Worten auszudrücken.

anonym

 

P.S.: In anderen Kuschelparties wird mehr angeleitet. Dort habe ich diese Selbstermächtigung nicht erlebt. Ja, die Endorphine, die gibt es dort auch. Aber diese unglaubliche Kraft, die in MIR erwächst, wenn die Kuscheltrainerin (Bandhini) den Abend so gestaltet, dass ich IMMER, in jedem Moment auf mich geworfen, an mein Selbstvertrauen angebunden werde, dann sind Quantensprünge in Selbstermächtigung möglich.

 


Anmerkung d. Red.:
Mehr erfährst du hier:

www.alleins-bremen.de/kuschelzeit-bremen-2017-alle-4-wochen-freitags/

Bandhini´s Seite über Kuscheln ist ebenfalls sehr informativ:
www.Kuschelzeit-Bremen.de

 

 

2 Gedanken zu „Kuscheln ist Selbstermächtigung – Erfahrungen

  1. Also, dieser Text ist so schön, ich spüre, dass er herausgeflossen ist aus der lebendigen Erfahrung und so selber Lebendigkeit verbreitet. Ich fühle mich jetzt so ermutigt, mal wieder zum Kuscheln zu gehen, mich ganz nah zu erfahren, das Risiko einzugehen, Schmerz zu spüren, den Schmerz einfach wahrzunehmen, denn er ist ja eh da. Und dann ihn wieder loszulassen und Freude erfahren zu können. Einfach zusammen Sein, das ist es doch, wonach wir uns sehnen. Ganz vielen Dank für diese Ermutigung. Jetzt braucht es nur noch meinen Mut!

    • Liebe Renate,

      dir auch vielen Dank für deinen Kommentar. Auch der ist ja seeehr ermutigend.
      Ich bin auch ganz inspiriert, auch von deiner Antwort.
      Na, dann kann es ja am 19. Mai richtig voll werden beim Kuscheln mit Bandhini. 😉

      Liebe Grüße

      Aikia

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